Von Japans neuem Kaiser bis zu Bachs E-Dur-Partita spannte sich der Bogen im jüngsten Patronaten-Talk am 29.10.2019: Moderatorin Anke Hlauschka hatte diesmal den Konzertmeister der Philharmonie, Yasushi Ideue, zu Gast, und der erwies sich einmal mehr als unumstrittener Publikumsliebling.
Ganz unkonventionell, charmant und voll mitreißender Begeisterung berichtete Yasushi Ideue unter anderem über sein Verhältnis zur Heimat Japan, die er vor über 20 Jahren verlassen hat, um in Deutschland sein „Zuhause“ zu finden. Er erläuterte seine ständige Beschäftigung mit Bachs anspruchsvollen Solowerken für die Violine, die er als Altes Testament der Geiger bezeichnete. Ausführlich erzählte er von seiner Ausbildung, die er schon als Dreijähriger in Tokio begann und nach der dort gängigen Suzuki-Methode durch Nachahmen und forciertes Musikhören als ganz selbstverständlichen Lernprozess empfand. Das Handwerklich-Virtuose mit der Tiefe des musikalischen Ausdrucks zu verbinden – das lernte er dann als Student in Freiburg, mit Hilfe der dort lehrenden prominenten Violinpädagogen Wolfgang Marschner und Rainer Kussmaul. Erst im Schwarzwald habe er die Zeit und die Ruhe gefunden, sich intensiv mit der Musik auseinanderzusetzen, so Ideue. In Tokio sei das Leben hektischer und auch unpersönlicher. Deshalb genieße er es, wenn er in Baden-Baden auf seinen Gängen durch die Stadt von Konzertbesuchern angesprochen wird.
Von der Hochschule kam Ideue 2006 sofort auf den Konzertmeisterposten der Philharmonie – eine Position zwischen Dirigent und Orchesterkollegen, die er als sehr herausfordernd beschrieb, die ihm aber auch die Möglichkeit gibt, selbst zu gestalten. Humorvoll schilderte er dabei die Probleme, die im gemeinsamen Ringen immer wieder auftreten, und von Situationen, in denen er sogar gegen den Willen eines – in diesem Fall noch jungen und noch unerfahrenen – Dirigenten wirken musste, um die Aufführung vor einem totalen Schmiss zu retten.
Es wurde viel gelacht bei diesem Patronaten-Talk, andererseits wurde auch deutlich, wie ernsthaft und nachdenklich der Konzertmeister seiner Aufgabe nachgeht.
Die kostenlose Gesprächsrunde der Patronatsgesellschaft für Theater und Philharmonie Baden-Baden bringt einem wachsenden Publikum wichtige Persönlichkeiten des städtischen Kulturlebens näher. Wie Patronaten-Chef Roland Schenkel am Dienstagabend im Weinbrennersaal bekanntgab, soll die Reihe künftig auch auf Kulturschaffende anderer Institutionen ausgedehnt werden.
Lesen Sie hier den Artikel der BNN vom 02.11.2019.