Es ist genau ein Jahr her, dass der letzte Patronaten-Talk unter dem Motto „Mut zur Kultur“ mit Theater und Philharmonie am 7. Juli 2020 stattgefunden hat. Nun zieht Kekke Schmidt im Gespräch mit Anke Hlauschka Resümee über Ihre „Pandemie-Intendanz“, in der die Ausnahme zur Regel wurde.
Ein Bericht der Badischen Neuesten Nachrichten vom 8.7.2021 von Karl-Heinz Fischer, Baden-Baden:
„Haben Sie Mut zur Kultur, aber haben Sie auch Mut zur Impfung, denn nur mit Impfungen können wir wieder zu einem befriedigenden kulturellen Leben zurückkehren“, meinte Roland Schenkel, der Präsident der Patronatsgesellschaft für Theater und Philharmonie Baden-Baden, als er die Besucher am Mittwochabend zum ersten Patronaten-Talk nach exakt einem Jahr im Theater zum Thema „Die Ausnahme als Regel“ begrüßte. Für ein Jahr hatte die vorherige und künftige Chefdramaturgin Kekke Schmidt die Leitung des Theaters Baden-Baden als Interimsintendantin übernommen und dabei nicht einen einzigen Tag als reguläre „normale“ Spielzeit erlebt. Nach einem Sabbatjahr kommt Intendantin Nicola May zurück und Schmidt schlüpft wieder in ihre Rolle als Chefdramaturign. Wie hat sie diese Zeiten empfunden? Das versuchte Moderatorin Anke Hlauschka im Gespräch mit der Noch-Intendantin zu klären.
Natürlich war das ein schwieriges Jahr, aber das wusste sie schon, als sie die befristete Aufgabe übernahm. „Wir wissen bis heute noch nicht, wie und mit welcher Sitzplatzaufteilung wir in die neue Spielzeit starten können“, sagt Schmidt und beschreibt damit auch die größte Herausforderung der zu Ende gehenden Spielzeit, die ganz und gar nicht einfach nur in Warteposition verbracht wurde. Was tun wir, was dürfen wir tun? Das waren die Fragen, die sie und das gesamte Theaterteam sich ständig stellen mussten. Als Theatermensch habe man den Wunsch, in gewisser Weise aber auch den Zwang, kreativ zu sein und zu versuchen, auf neuen, vor allem auch digitalen Wegen den Kontakt zum Publikum in irgendeiner Weise aufrecht zu erhalten. Da hätten alle im Theater viel dazugelernt und auch wenn es das wichtigste Ziel ist, wieder ganz normal vor richtigem Publikum spielen zu können, wird sich das ein oder andere doch in die Zeit nach Corona fortsetzen. Theater lebe eben auch vom Zusammenspiel von Bühne und Publikum.
Überhaupt sei ihr Kommunikation sehr wichtig. Gefragt nach einer Selbsteinschätzung ihrer Stärken und Schwächen stellt sich Kekke Schmidt als sehr kontaktfreudig dar. Ihre Entscheidungen treffe sie gerne in oder nach Gesprächen mit dem Team. Es sei nicht ihre Stärke, immer gleich zu wissen, wo es lang geht. Dazu muss für sie das Team einbezogen werden. Ihr Resümee: „Ich glaube, wir haben es alle zusammen ganz gut hingekriegt dieses schwierige Jahr zu meistern.“ Und ganz persönlich für sie selbst: „Ich habe gelernt, dass ich Vieles viel besser hinkriege, als ich befürchtet hatte“.
Das riecht natürlich nach einem Karrieresprung und Anke Hlauschka hakt auch nach. Geht Kekke Schmidt jetzt einfach zurück auf ihren Posten als Chefdramaturgin oder hat sie die Intendanz eines anderen Theaters im Auge? Nach fünf Jahren in Baden-Baden wäre ein Wechsel ja nicht ungewöhnlich, zumal sie vor ihrer Zeit an der Oos als Dramaturgin an bedeutenden Häusern mit vielen Größen der Theaterszene zusammengearbeitet hatte.
Auch ihre Biografie sei ja von zahlreichen Wechseln geprägt. Geboren in Turin, Kindheit in Argentinien, Jugend in Nordfriesland, Studium in Freiburg und Paris und Arbeit als Dramaturgin an großen Bühnen unter anderem in Hamburg, Stuttgart, Bochum und Basel. Aber in ihrer unaufgeregten Art, in der sie sowohl ihr Jahr als Intendantin in schwieriger Zeit als auch das Gespräch mit der Moderatorin angegangen ist, will sie die Zukunft einfach auf sich zukommen lassen. Sie werde sich jetzt nicht aktiv auf die Suche machen, „aber wenn mir etwas angeboten wird, ist es nicht so, dass ich mir das gar nicht erst ansehen werde.“