Am 24. September 2022 eröffnete die Patronatsgesellschaft traditionell mit einem feierlichen Empfang im Weinbrennersaal des Kurhauses die Spielzeitsaison 2022/23. Bereits seit 1952 existiert die Patronatsgesellschaft als Zusammenschluss kulturinteressierter Bürgerinnen und Bürger, die sich den Erhalt und Förderung von Theater und Philharmonie der Stadt Baden-Baden zur Aufgabe gemacht haben. Von der anfänglichen existenziellen Rückendeckung der beiden Institutionen hat sich unser Engagement mittlerweile weiterentwickelt: Wir fördern besondere Aktivitäten von Theater und Philharmonie, verstehen uns aber insbesondere als wichtiges Sprachrohr der Kultur in Baden-Baden. Wir feiern „unsere“ 70 Jahre und laden daher unsere Mitglieder und alle Freunde der Patronatsgesellschaft zum Festakt und zur Saisoneröffnung von Theater und Philharmonie am Samstag, 24.09.2022 um 11 Uhr im Weinbrennersaal des Kurhauses ein.
Wir freuen uns sehr, dass wir Herrn Professor Dr. Ernst-Moritz Lipp, den Vorsitzenden des Stiftungsvorstands der Kulturstiftung Festspielhaus Baden-Baden gewinnen konnten, der in seiner Festrede auf die Bedeutung bürgerschaftlichen Engagements für die Kultur eingeht. Auch die Kultur selbst kommt nicht zu kurz: Gerne nehmen wir die Gelegenheit wahr, Ihnen den seit 1. September neuen Chefdirigenten der Philharmonie, Heiko Mathias Förster, vorzustellen. Überdies werden erste Kostproben der Produktionen der Saison 2022/2023 von Theater und Philharmonie zu sehen und zu hören sein. Als Moderator wird Sie Max Ruhbaum in gewohnt launiger Art durch die Veranstaltung führen. Im Anschluss an die Saisoneröffnung möchten wir Sie als Mitglied der Patronatsgesellschaft gerne zum Empfang in die Bar des Kurhaus-Restaurants einladen.
Die Eröffnungsrede von Präsident Dr. Roland Schenkel finden Sie bitte am Ende der Foto-Strecke.

Dr. Roland Schenkel, seit 2017 Präsident der Patronatsgesellschaft, hält die Eröffnungsrede

Max Ruhbaum führt gewohnt launig durchs Programm

MdL Tobias Wald spricht das Grußwort

Schauspieler Oliver Jacobs (rechts) und Leander Mangelsdorf sorgen mit „I’ll be seeing you“ und einem Song aus „La Cage aux Folles“ für Stimmung

Theaterintendantin Nicola May dankt den Patronaten und kommentiert die bevorstehende Spielzeit

Schauspieler Michael Laricchia bei seinem Auszug aus „Reineke Fuchs“ von J. W. v. Goethe

Auf humorvolle Weise spannt Max Ruhbaum den Bogen von der griechischen Mythologie direkt zu den Patronaten

Prof. Dr. Ernst-Moritz Lipp, Vorstansvorsitzender der Kulturstiftung Festspielhaus Baden-Baden, hält die Festrede

Chefdirigent Heiko Mathias Förster beim Grußwort

Der erst 15-jährige Arne Zeller, Werner-Stiefel-Preisträger der Patronatsgesellschaft, zieht das Publikum mit dem Cello-Konzert C-Dur, op. 37 von Erich Wolfgang Korngold in seinen Bann

Nachwuchsvirtuoser Cello-Solist Arne Zeller (Mitte), Chefdirigent Heiko Mathias Förster (rechts) und die Philharmonie Baden-Baden
Lesen Sie hier die Eröffnungsrede von Präsident Dr. Roland Schenkel zum Spielzeitbeginn und 70. Geburtstag der Patronatsgesellschaft:
„Liebe Mitglieder der Patronatsgesellschaft,
sehr geehrtes Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg, Herr Tobias Wald, sehr geehrter Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung Festspielhaus Prof. Ernst-Moritz Lipp, liebe Intendantin Nicola May, lieber Chefdirigent Heiko Mathias Förster, lieber Moderator Max Ruhbaum, liebe Stadt- und Ortschaftsräte, liebe Gäste, liebe Mitwirkende von Theater und Philharmonie,
Heute ist eine besondere Saisoneröffnung. Die Patronatsgesellschaft feiert ihren 70. Geburtstag. 70 Jahre lang haben die Mitglieder der Patronatsgesellschaft Höhen und Tiefen von Theater und Philharmonie miterlebt: Haben großartige Aufführungen begeistert mitgefeiert, aber auch um das Wohl und den Fortbestand der beiden Institutionen gebangt, sie unterstützt, politisch interveniert, finanziell gefördert, und oftmals für den Erhalt oder bessere Bedingungen regelrecht gekämpft und gestritten. Selbst für Gebäude Renovationen, z.B. beim Theater ( 1989-1992), war die Patronatsgesellschaft ein maßgeblicher Koordinator und Beschleuniger in Fragen der Finanzierung und Durchführung: Eine echte Interessenvertretung und Bürgerinitiative: ein Schutzpatron eben.
Danke, dass Sie alle an unserer Festveranstaltung teilnehmen und dadurch ihre Verbundenheit und ihr Engagement für beide Institutionen bezeugen.
Schon der Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal hat gesagt: „Willst du, dass man Gutes von dir sage, sage es nicht selbst“.
Deshalb werde ich heute nicht erzählen, was die Patronatsgesellschaft in 70 Jahren geleistet hat, sondern wie es zur Gründung der Patronatsgesellschaft kam. Ich habe etwas Zeit in Archiven verbracht und neue Dokumente gefunden, welche zeigen, dass es ein fähiger und sehr geschickter Theater-Intendant war, der sich selbst seine Bürgerinitiative organisiert hat.
Die Nachkriegsgeschichte der Stadt Baden-Baden begann vielversprechend. Die französische Militärregierung wählte ihren Sitz im vom Krieg nicht zerstörten Baden -Baden, der alten Sommerhauptstadt Europas, der Stadt von Jacques und Eduard Benazet, Hector Berlioz, des Architekten Charles Couteau , der Sängerin Pauline Viardot und vielen anderen. Es ist auch der Militärregierung zu verdanken, dass Baden-Baden Sitz einer Rundfunkanstalt für die gesamte französische Zone wurde. Sie gründete 1946 den Südwestfunk in Baden – Baden, was zu vielen künstlerischen Synergien mit dem Theater führte.
In der Saison 1946/47 wurden in 15 Monaten schier unglaubliche 405 Aufführungen gespielt: Theaterbesuche waren ein elementares Bedürfnis der Menschen nach den Schrecken des Krieges.
Ein tiefer Einschnitt kam mit der Währungsreform 1948: die Stadtverwaltungen mussten mit der inzwischen harten DM sparsamer umgehen. In der Folge wurde der Kulturetat kräftig gekürzt. Die zentrale Frage war: kann man ein Kurtheater nur mit Gastspielen unterhalten? Etwa vom nahe gelegenen Staatstheater Karlsruhe? Braucht die kleine Stadt Baden-Baden wirklich ein eigenes Ensemble?
In dieser Krise des Theaters gab es einen weiteren Glücksfall:
Am 1. September 1949 wurde Hannes Tannert zum Intendanten berufen, ein Hamburger, der seit 1923 Intendant bzw Schauspieldirektor in Krefeld, Dortmund, Bremen und Stuttgart war. Mit Elan und Fingerspitzengefühl kreierte er ein „avantgardistisches Theater“, eine Experimentierbühne, auch „dramatisches Kabinett“ genannt. Er lässt im Kurhaus, in der Kunsthalle, und im Schlosshof spielen, die Abonnementzahlen steigen. Das Theater wird zu Gastspielen in andere Theaterstädte, auch in die Schweiz, eingeladen. Seine Aufführungen finden in der überregionalen Presse hohe Beachtung.
Die finanzielle Situation spitzte sich jedoch weiter zu, da es zwischen Stadt, Land und Bäder- und Kurverwaltung Unstimmigkeiten zur Lastenteilung gab. Intendant Tannert erstellte ein Memorandum, wie eine Lösung aussehen könnte und ging in die Offensive.
Am 21. Januar 1952 hielt er im Kurhaus einen Vortrag beim Rotary Club Baden – Baden. Im Protokoll dieses Rotary Meetings ist festgehalten ( Zitat- Auszüge)
„Herr Tannert hat aufgrund seiner einmaligen Verdienste ein großes Anrecht darauf, in unserer Badener Theaterfrage, die vor kurzem in ein kritisches Stadium getreten war, gehört zu werden…eine Stadt von der internationalen Prägung Baden-Badens darf nicht theaterlos dastehen, kann nicht auf eine eigene Bühne verzichten…kein Theater ist finanziell autark, und von öffentlichen Mitteln unabhängig….Herr Tannert sprach die Hoffnung aus, dass der von ihm inaugurierte, aber bisher nicht verwirklichte Plan….einen zuverlässigen Kreis von Theaterfreunden zu sammeln, doch noch realisierbar werde“ Ende Zitat.
4 Tage später berichtet Tannert dem damaligen OB Ernst Schlapper in einem Schreiben (Zitat):
„Ich hatte am Montag dieser Woche Gelegenheit, im Rotary Club einen Vortrag über die Situation des Theaters, insbesondere des Baden Badener Theaters zu halten, in welchem ich die Anregung gab, man möchte, wie dies z.B. in Stuttgart der Fall ist, auch hier zu einer Gründung einer Vereinigung von Theaterfreunden des Baden-Badener Theaters kommen.
Die anwesenden Rotarier stellten sich außerordentlich positiv zu meinem Vorschlag und beschlossen, als Grundlage für diese zu bildende Vereinigung die Mitglieder des Rotary Clubs zu stellen. In einer Abstimmung wurde dieser Beschluss einstimmig akzeptiert.“ Ende Zitat
Der Rotary Club hatte zu dieser Zeit etwa 30 Mitglieder.
3 Monate später, am Freitag, dem 16. Mai 1952 berichtete das Badische Tagblatt ( Zitat):
„ Im Marmorsaal des Kurhauses versammelte sich am Donnerstagabend ein großer Kreis theaterinteressierter Damen und Herren aus Baden-Baden und Umgebung, um die Gründung einer Patronatsgesellschaft für das Theater der Stadt Baden-Baden zu vollziehen. Als Vertreter der Initiatoren übernahm es Manfred Fischer aus Bühl, in einem ausführlichen Referat Zweck und Ziele der Gesellschaft darzulegen, die in erster Linie auf kulturellem und ideellem Gebiet liegen. Er bezeichnete es als Aufgabe der zu gründenden Patronatsgesellschaft, dem Baden-Badener Theater, das sich durch die Leistungen unter dem Intendanten Hannes Tannert überlokale Bedeutung errungen hatte, in den kulturell aufgeschlossenen Kreisen der Bevölkerung eine verstärkte Resonanz zu sichern…und weiter
„Die Anwesenden beschlossen anschließend die Gründung der Patronatsgesellschaft und wählten… Dr. Manfred Fischer zum ersten Vorsitzenden. Stellvertreter wurden Rechtsanwalt Otto Hänert und Prof. Dr. Weber aus Rastatt.“ Der Zeitungsbericht endet: Zitat:
„ Oberbürgermeister Dr Schlapper gab am Schluss des Abends seiner Genugtuung und Freude über die gezeigte Initiative und das Zustandekommen der Patronatsgesellschaft Ausdruck, der er als Mitglied tatkräftige Förderung versprach.“
Soviel zur Gründungsgeschichte unserer Organisation. Gründungsdatum war also der 15. Mai 1952.
1985 wurde auch die Philharmonie in das Patronat unserer Gesellschaft überführt. Aus Zeitgründen kann auf die weitere Geschichte heute nicht eingegangen werden. Mehr darüber vielleicht in einer Neuauflage einer Festbroschüre zum 75. Geburtstag !
Die Patronatsgesellschaft wird auch in Zukunft ein zuverlässiger und starker Partner von Theater und Philharmonie der Stadt Baden – Baden bleiben. Deshalb unser kontinuierliches Werben um Mitglieder. Es fehlen uns momentan nur noch 13 Paare oder 25 Einzelpersonen, um unser Ziel von 500 Mitgliedern zu erreichen. Als neue Werbeprämie gibt es- jeweils für Werber und Geworbene- wahlweise entweder VIP Plätze bei dem Neujahrskonzert der Philharmonie oder Logenplätze beim Theater bei einer Vorstellung nach individueller Absprache.- Also helfen Sie weiter mit!! Bereits heute Danke für ihre großartige Unterstützung.
Ich möchte mich, im Namen der Patronatsgesellschaft, bereits jetzt bei allen Rednern, allen Mitwirkenden vor und hinter der Bühne, sowie vor und nach der Veranstaltung sehr herzlich bedanken. Ein herzliches Dankeschön auch an die wunderbaren Vorstandsmitglieder der PG, welche sich stets konstruktiv und engagiert für die Belange der PG einsetzen.
Alle Mitglieder laden wir herzlich am Ende der Veranstaltung zum traditionellen Sekt -und Brezelempfang in die Bar des Kurhaus Restaurants Hectors ein.
Viel Vergnügen bei unserer Veranstaltung und Herzlichen Dank“
-Roland Schenkel, 24.9.2022